Gleich vorne weg: Wer die altbekannte “Disco-Titiyo” erwartet hat, wird schwer enttäuscht sein. Schon das erste Stück “Awakening” ist atmosphärisch dicht und tendiert eher in Richtung melancholischer Kate Bush- oder gar Sinead O’Connor - Abenteuer. Viel Geigen, noch mehr computeranimierte Drums - von Dancefloor nichts zu hören. Der zweite Track “Standby Beauty” besitzt minimal blubberndes Rhythmus- Gefüge, schleppt sich 4 Minuten lang hin zum ekstatischen Höhepunkt und dann - befinde ich mich plötzlich (bein zweiten Hörgang läuft mir dann auch die Gänsehaut runter) - im reinkarnierten “After The Rain” aus den 90er Jahren.
Nach dem eher langweiligen Duett “If Only Your Bed Could Cry” gefällt mir der Emo-Core-Club-Android “Crystal Clear Mud” mit seinen 133 beets per minute ganz gut, “Stumble To Fall” geht in Richtung Björk, ist aber meiner Meinung zu kurz geraten, irgendwie fehlt der Climax. Die Ballade “Longing For Lullabies” bescherte Titiyo auch in Schweden den ersten Hit seit oben erwähntem “Come Along”. Den Song hat der schwedische Produzent Andreas Kleerup geschrieben, der bereits für Neneh und Marit Bergman erfolgreich tätig gewesen ist. Keyboard-Glöckchen und akustisch zirpende Gitarren sorgen für romantische Kerzenlicht-Atmo.
Den Höhepunkt der CD bildet das spacige “Drunken Gnome”. Beginnt mit gedämpfter Trompete, sinfonisch-orchestral schwebender Sound. Hypnotisch minimal klackende Perkussion, auf der ein akustischer Gitarrenriff aufsetzt, dann setzt der Drumcomputer ein - echoverhallter Background - tief im Hintergrund ist ein verzerrtes Gitarrensolo zu hören - willkommen im 68er psychedelischen Sound von Pink Floyd (wer die Platte “Umma Gumma” kennt, der weiss, was ich meine). Alter Schwede! Geniale Nummer.
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FAZIT:
Ehrlich gesagt? Ich musste mir - was selten vorkommt - die Platte gleich zweimal hintereinander anhören. Nicht weil sie so gut war, sondern weil ich die komplexe Songstruktur von Titiyo begreifen wollte. Es ist auf jeden Fall eines der Alben, deren Songs erst beim dritten oder noch besser vierten Male zünden. Aber dann gewaltig. Abschliessendes Fazit: Auch wenn das Album meine an sie gestellte Erwartung nicht erfüllen konnte, bleibt Titiyo eine meiner schwedischen Lieblingssängerinnen.
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