Ich bediene mich einführend einfach der “liner notes” auf der Rückseite des Platten-Covers. Günter Gretz war schon damals der absolute Afrika-Fachmann, der auch hier einiges wusste zur Musik von Philip Tabane: “Philip Tabane fing mit seiner musikalischen Karriere im Jahre 1958, als ihn ein katholischer Priester fragte, ob er Lust habe, in der Varietee-Show “African Band Show” zu partizipieren.
“Sethlekeleke” ist auch gleich ein Mischmasch aus verschiedenen Stilen. Philip Tabane glänzt mit klasse Scat-Vocals, George Benson hätte es auch nicht besser gemacht. Die Band spielt afrikanischen Jazz, beinflusst von den o. a. diversen Stilrichtungen. “Venie” ist ein bisschen Rumba, etwas laidback-afro-jazz, während “Marabi” auch instrumental bleibt, aber in die psychedelisch-experimentelle Afro-Richtung drängt. So kann der Hörer auch plötzlich den Klang einer Fahrradklingel vernehmen.
Der “Malambo Blues” hat gar Züge von hendrix’scher Improvisation. Funky Gitarren Akkorde wechseln mit rockigen invertierten Licks und werden dann wieder zersetzt von rasenden jazzigen chromatischen Läufen. Dazu hört es sich an, als ob mit Kochlöffeln, Gabeln und allem, was herum liegt, auf Gläsern oder Schüssel geklappert wird. Sehr avantgardistisch - aber unheimlich schade, dass nach 3 Minuten bereits Schluss ist. Wo bleibt der Endlos-Remix?
“Dithabeng” am Ende von Seite 1 zeigt die Musiker von ihrer traditionellen Seite. Man hört, wie wundervoll Daumenklavier und eine einfach Flöte miteinander harmonieren können. Savanne pur. Ich sehe vor meinem audiovisuellen Auge, wie die Sonne aufgeht und sich in der Ferne ein Löwe streckt und räkelt, um sich von der anstrengenden Vorabend-Party zu erholen. Die Löwin ist noch nicht zu sehen, aber es ist ja auch erst halb acht am Morgen. Wie Frauen halt so sind :-) !
Und “Ngawa Oyalela” lässt mich unweigerlich wieder an Jimi Hendrix denken. Die tiefe kehlige Stimme von Philip Tabane, seine bluesigen Gitarrenlicks und das vom wabernden Saxophone verursachte psychedelische Feeling bringen mich weit zurück in die 60er Jahre. Aber der Gitarrist James Blood Ulmer hat ja in den 80ern ähnliche experimentellen Sachen gespielt.
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