Der Start-Up “Yetis Ya Muhammed Yetis Ya Ali” lebt von seiner starken Rhythmik, die von der Percussion-Sektion bestimmt wird. Sagenhaftes Stück, das jede(n) Musikfreund(in), die sich für arabische Musik interessiert, mitreissen wird.
“Kardas Dala Konaram” beginnt mit schwermütigen Melodiebögen und gleitet über in einen von Darbukas und der türkischen Saz dominierten Liebesreigen. Tolles Bauchtanzthema übrigens. In solchen Stücken offenbart sich die Kraft arabischen Liedgutes. Romantische Melancholie trifft Mittelmeer-Flair trifft Kaffehaus-Atmo.
“Iki Iki Dört Eder” zieht das Tempo an, Violinen pushen Rhythmik und Dynamik nach vorne, im Refrain singt ein gefährlich tiefer Männerchor, der keine Widersprüche zulässt. Besser, ich tanze einfach mit. 125 beets per minute ermöglichen dem mutigen DJ zudem den Diskothekeneinsatz. In der Ballade “Yolun Sonu Görünüyor” bewies der damals 47jährige Sänger, was für eine tolle Stimme er immer noch hat. In die ägyptische Richtung zielt der Song “Gel Canim”
Seite 2 beginnt mit drei schwermütigen Balladen. Da kommt es bei mir auch auf die Tagesform an, denn wenn ich gerade etwas “hibbelig” bin, habe ich keinen Nerv dafür. So wie auch jetzt. “Saza Gelmezsin” hat dann wieder den hypnotisierenden Vibe, der unweigerlich in seinen Bann zieht. Mit “Kara Üzüm Habbesi” folgt einer der besten Songs der Platte. Als westlicher Zuhörer denkst Du, man befindet sich inmitten eines orientalischen Marktes. Überall wird gefeilscht, an jeder Ecke steht ein(e) Musiker(in), die ihre Künste darbieten. Pulsierendes Leben, trillernde Frauen, kennt man ansonsten von den Wüstenstämmen. So wie Du Larry Graham als tiefschwarzen Soul bezeichnen würdest, so ist das hier tiefarabischer Soul!
“Muradi Böyle”. Ein ergreifende, laute, alles unterwerfende Stimme ertönt im Raum. So stellt man sich einen Mullah auf einem Turm vor, dem das Volk andächtig lauscht. Wenn da nur nicht wieder die trillernden schrillen Frauenchöre wären. Eine Violine fetzt und schleift und kratzt über die Saiten in atemberaubender Geschwindigkeit, dabei ist das Tempo des Songs noch nicht einmal besonders schnell. Die Zeit ist stehen geblieben. Wolken fliegen an einem vorbei. Der Sänger ruft/schreit/singt seine Botschaft wieder hinaus in die Umgebung. Frauentrillern. Am Ende - Toben, johlen, pfeifen - aus. Was? Das war’s? Mit Sicherheit nicht die letzte Platte, die ich von Ibrahim Tatlises gekauft habe.
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Produced by Sacit Süha Dilek
Personal (Auszug): Özer Arkun (cello) Mustafa Perin (keman) Sendur Güzelel (ney-kavala) Bülent Altinbas (klarinet) Fatih Doganer (guitar, cümbüs, buzuki) Ertan Tekin (zuma)
Veröffentlichung: 1999 (Universal Records)
Besonderheit: Texte sind komplett abgedruckt im 8seitigen Booklet, leider warte ich immer noch auf eine nette Person, die mir kostenlosen Türkisch-Unterricht gibt.
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