”Fiyah” ist ein typischer Prince-Funk-Groove, wie wir ihn schon seit Jahren nicht mehr vom Meister aus Minneapolis gehört haben. Halt, nein! Kommando zurück. Wenn mich jemand fragt, wie ich den Song am besten beschreiben könnte, fällt mir beim zweiten Hören “Black Sweat” von der CD 3121 ein. Das zweite Stück “Bring it” - bringt den Gospel-Funk in die Bude, ein Smash-Hit, tanzbar, contemporary (= zeitgenössischer) Funk: 90er HipHop-Grooves treffen auf den bis Mitte der 90er ebenfalls sehr populär gewesenen Swingbeat.
In “Joy” zieht er wieder sämtliche Register seiner gesanglichen Fähigkeiten. Falsetto, Doo-Wop Satz’n’Chor-Gesänge und seine klasse Stimme dominiert natürlich über allem. Er singt sämtliche Top-Sänger locker unter den Tisch. ”Glorex” ist dann eine der Schwachstellen der CD: Eine dahin säuselnde schwülstige Ballade, bei der es der 33jährige Sänger aus San Diego übertreibt mit seinen Falsettos - es klingt ,als ob Prince und Curtis Mayfield (und zwar beide gleichzeitig) versuchen mit ihren hohen Cs die Schallmauer zu durchbrechen. Vielleicht ist gar deshalb das Flugzeug der Oceanic 6 über der Insel abgestürzt. Waren also gar nicht die Zahlen schuld daran, Hurley! ”Blend” ist versöhnt wieder etwas mit seinem moderaten keyboardlastigen Groove und seinem Frage- und Antwort-Refrain - klingt aber auch hier ganz ganz stark nach Princi-Baby (Kosenamen des Verfassers für einen seiner Lieblingsmusiker).
Die romantische Ader packt Tonex dann in “Cool With U”, im nachfolgenden Titelsong “Unspoken” und zwei weiteren Balladen. Man kann richtig die flirrende Hitze vor Augen sehen. Smooth Soul a la R. Kelly, der aber irgendwie an mir vorbeiplätschert. Langweilig. Mit “When I Call” verlassen wir das Schlafzimmer des charismatischen Sängers, öffnen das Fenster, ein neuer Tag bricht an, frische Luft strömt herein und mir ihr ein psychedelisch soulig instrumentierter
Ein neuer Tag bricht an, die Fenster werden geöffnet, frische Luft strömt herein und das psychedelische “When I Call” sorgt für eine angenehme Brise. In den letzten drei Titeln der CD sorgt eine gewisse Lebhaftigkeit dafür, dass eingeschlafene Füsse wieder prickeln, auch weil Tonex jetzt zeigt, dass er durchaus in der Lage ist, seinen Soul mit rockigen Elementen zu versehen. “Sneeze” streift industrial-electro-Klänge und “Face Down” mit seinem heavy Electro-Funk hätte sich genauso auf einer CD von Moby befinden können.
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FAZIT:
Musikalisch passiert nicht viel aussergewöhnlich Neues, es ist die Chemie von Tonex’s Stimme und seiner intensiven Performance, die diese CD in höhere Sphären hebt. Allerdings bin ich letzten Endes doch leicht enttäuscht, denn von einem Musiker mit diesem Potential habe ich mehr erwartet als einen lauen Aufguss stilistischer Vergangenheiten. Interessant wäre es mal zu hören, was dabei rauskommt, wenn sich Prince und Tonex zu einem Projekt zusammen tun würden, was aber wohl nie geschehen wird, weil die Egos der beiden Musiker doch zu sehr auseinander driften. Sehr schade.
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